Wie geht man mit dem Tod um?

(FNP) Angehende Hospizbegleiter berichten. Qualifizierungskurs wird für Ehrenamtliche angeboten

Die Hospizhilfe Karben und die Hospizgruppe Bad Vilbel helfen lebensbedrohlich erkrankten und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen. In einem Qualifizierungskurs werden Ehrenamtliche ausgebildet.

Wir haben einen Infoabend angeboten, zu dem 25 Interessierte gekommen sind. Dass sich dreizehn von ihnen trotz der coronabedingten schwierigen Lage zu dem Qualifizierungskurs angemeldet haben, freut uns sehr«, sagt Manuela Vetter, Koordinatorin der ambulanten Hospizhilfe Karben. Gemeinsam mit der Hospizgruppe aus Bad Vilbel ist ein Kurs initiiert worden, um neue Hospizbegleiter zu gewinnen.

Erfahrungen einbringen
»Ich fühle mich jetzt stark genug, anderen zu helfen«, sagt Kursteilnehmerin Ulrike Holzmann aus Bad Vilbel, die sich sofort zum Kurs anmeldete, als sie davon hörte. Vor sieben Jahren ist ihr Vater in einem Hospiz am Wohnort Hannover gestorben. Für die Unterstützung in dieser schweren Zeit durch ehrenamtliche Hospizbegleiter ist Holzmann unendlich dankbar. »Als ich nach Hause zurück musste, haben sie zu mir gesagt: »Verabschiede dich von deinem Vater, sprich es aus, dass es ein Abschied für immer sein kann.« Holzmann folgte dem Rat und fühlte sich seelisch entlastet und getröstet, als es so kam und sie ihren Vater tatsächlich nicht mehr lebend sah.

Auch Waltraud Schuld aus Rodheim hat Hilfe angenommen, als ihr Mann im Sterben lag. Ihr Entschluss steht fest, ehrenamtlich in der Hospizarbeit einzusteigen und ihre Erfahrungen einzubringen. »Ich habe so viel mit alten Menschen zu tun, dass Leben und Sterben zu meinem Lebensthema geworden«, sagt sie. »Der Info-Abend hat mich überzeugt, dass die Hospizhilfe ein sinnvolles ehrenamtliches Engagement ist«, erklärt auch Daniela Köhn-Pottebohm aus Niederdorfelden. Sie ist Entspannungstrainerin und angehende Heilpraktikerin. Die andere Sicht auf das Leben durch die Begleitung Sterbender hält sie für einen ganz großen Gewinn. Über den bisherigen Verlauf des Kurses sind diese drei Teilnehmer sehr zufrieden. »Das schwere Thema wird so behandelt, dass es uns nicht niederdrückt«, sagt Waltraud Schuld. Der Austausch sei sehr intensiv, verbunden mit viel Reflexion. Aber es werde auch gelacht in dem Kurs. Kopfnicken ringsum, die Stimmung im Kurs sei gut, die Teilnehmenden verstünden sich. Lachen zu können, das gehört nach ihrer Ansicht zum Selbstschutz der Ehrenamtlichen ebenso dazu, wie die Freiheit, gegebenenfalls Nein sagen zu können: Nämlich dann, wenn sie das Gefühl haben, eine Sterbe-Begleitung nicht zu schaffen oder wenn die Chemie absolut nicht stimmt zwischen den Beteiligten.

Viele verschiedene Themen stehen an
Die beiden Koordinatorinnen Vetter und Wiegand betonen, wie wichtig das Sprechen über das Ende des Lebens , Krankheit und Tod ist. »Das ist in unserer Gesellschaft ein Tabu-Thema. Jeder glaubt, es beträfe nur die anderen und nicht einen selbst. Ich habe meine Patientenverfügung gemacht, alle nötigen Papiere hinterlegt und als das erledigt war, fühlte ich mich wie befreit«, berichtet Margit Wiegand, Hospizgruppe Bad Vilbel.

Für die Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit gilt, sich zwar der eigenen Erfahrungen bewusst zu sein, sich aber in der Hospizbegleitung zurückzunehmen. »Wir müssen die Bedürfnisse des Gegenübers wahrnehmen und sie achten« betont Koordinatorin Vetter. Vermittelt wird das im Kurs, durch die Fachreferenten, Erfahrungsberichte und Austausch. »Manchmal sitzen wir nur am Bett und halten die Hand«, erzählt Wiegand. Aber hilfreich könne auch eine Handmassage sein, der Einsatz von Klangschalen, das Vorlesen und das Zulassen von Tränen und Trauer. Deutlich weisen die Koordinatorinnen auf die Grenzen der Hospizbegleitung hin: Pflegerische und haushälterische Tätigkeiten gehören nie zu den Aufgaben. »Wir vermitteln an vier Wochenende und acht Kursabenden ein Grundwissen darüber, was Hospizarbeit ist und mit welchen anderen Personen und Diensten wir es zu tun haben, vom Hausarzt bis zum Pflegedienst und dem Palliativ-Team«, erklärt Vetter. Weitere Themen sind etwa Bestattungsformen, Patientenverfügung und die Arbeitsweise des spezialisierten Ambulanten Palliativ-Teams. Ziel sei es, den Hospizbegleitern Sicherheit im Umgang mit Sterbenden und den Angehörigen zu geben. Deswegen ist ein Praktikum im Umfang von 45 Stunden verpflichtend, das in einem Pflegeheim, einer Hospizeinrichtung oder einem ambulanten Pflegedienst abgeleistet werden kann.

Weitere Informationen:
Anfragen über die Begleitung eines schwer kranken oder sterbenden Menschen können an die örtlichen Hospizgruppen gerichtet werden. Die Koordinatoren kommen zu einem Hausbesuch, um die Bedürfnisse und den zeitlichen Aufwand zu klären. Details können dann eigenverantwortlich zwischen denHospizbegleitern und der Familie ausgemacht werden.Die Ambulante Hospizhilfe Karben ist erreichbar unter 0 60 39/9 39 87 38, die Hospizgruppe Bad Vilbel unter 0 61 01/60 48 92, die Nachbarschaftshilfe unter 0 61 01/60 48 90

Anfragen über die Begleitung eines schwer kranken oder sterbenden Menschen können an die örtlichen Hospizgruppen gerichtet werden. Die Koordinatoren kommen zu einem Hausbesuch, um die Bedürfnisse und den zeitlichen Aufwand zu klären. Details können dann eigenverantwortlich zwischen denHospizbegleitern und der Familie ausgemacht werden.Die Ambulante Hospizhilfe Karben ist erreichbar unter 0 60 39/9 39 87 38, die Hospizgruppe Bad Vilbel unter 0 61 01/60 48 92, die Nachbarschaftshilfe unter 0 61 01/60 48 90. dos

Artikel der FNP Bad Vilbel 20.03.2022 von: Anne-Rose Dostalek
Foto © Anne-Rose Dostalek
Bildunterschrift: Drei Kursteilnehmerinnen und die Koordinatorinnen aus beiden Hospizgruppen berichten über ihre Erfahrungen (von links): Margit Wiegand /Koordinatorin Hospizgruppe Bad Vilbel), Ulrike Holzmann, Waltraud Schuld, Daniela Köhn-Pottebohm, Manuela Vetter (Koordinatorin Hospizhilfe Karben).