Welthospiztag am 11. Oktober 2025 Lesung mit Konstantin Sacher

In der „Bad Vilbeler Neuen Presse“ vom 13. Oktober ist nachstehender Artikel von Christiane Kauer über die Lesung anlässlich des diesjährigen Welthospiztages veröffentlicht. Eingeladen dazu haben die Ambulante Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel e.V. und die Stadtbibliothek Bad Vilbel.

 

Über Sterben und Tod sprechen

VON CHRISTIANE KAUER

Der Welthospiztag wird jährlich am zweiten Samstag im Oktober begangen. In diesem Jahr steht er unter dem Motto »Hospiz – Heimat für alle«. Aus diesem Anlass lud die Hospizgruppe Bad Vilbel am Samstagabend zu einer Lesung mit anschließendem Gespräch in die Stadtbibliothek ein.

 

Bad Vilbel – Das Motto des diesjährigen Welthospiztages stehe für Zugehörigkeit und Menschlichkeit, sagte Sozialdezernentin Ricarda Müller-Grimm (SPD) zu Beginn der Veranstaltung. »Das Nachdenken über das Ende hilft, das Leben zu verstehen.« Für die Arbeit der Hospizgruppe Bad Vilbel, die auch in schwierigen Zeiten Gefühle für Menschen zeige, hatte sie eine Spende der Stadt mitgebracht. Sie überreichte sie Cathrin Helmling, der Koordinatorin der Hospizgruppe, die sich »ganz gerührt« und überrascht davon zeigte.

 

Endlichkeit verleiht Sinn

Konstantin Sacher setzte sich in seiner Lesung philosophisch-literarisch mit seinen Erfahrungen aus den Podcast-Gesprächen und seinen Gedanken zum Thema Tod und Sterben auseinander. »Der Tod drängt sich auf«, warte damit, bis sein Zeitpunkt gekommen sei, stellte er zu Beginn fest. »Die Endlichkeit bestimmt, wer wir sind«, berief er sich auf den Philosophen Martin Heidegger. Denn erst die Endlichkeit verleihe dem Leben einen Sinn, alle Menschen seien sterblich. Entgegensetzen könne man dem Tod die Anfänglichkeit des Lebens, den Gegenpol zur Endlichkeit. Trotz des vermeintlich schweren Themas sei er aus keinem Podcast-Gespräch bedrückt oder gar schlecht gelaunt herausgegangen, so Konstantin Sacher. Eher im Gegenteil: Er habe »selten so herzhaft gelacht« wie während des Gesprächs mit der Journalistin und Autorin Katja Lewina, deren kleiner Sohn plötzlich gestorben ist und bei der kurz danach eine schwere Herzerkrankung diagnostiziert wurde. Die Lebensbejahung der Frau habe ihn mitgerissen. Und so lautet das Schlusswort seiner Lesung: »Es kommt darauf an, wie wir damit umgehen.«

Das anschließende Interview – dem Podcast nachempfunden – führte Konstantin Sacher mit Cathrin Helmling. Sie ist Koordinatorin der Hospizgruppe Bad Vilbel, gelernte Krankenschwester mit langjähriger Berufserfahrung in Altenheimen und Kliniken und seit 2021 Palliativfachkraft im Altenzentrum Heilsberg. »Hast du keine anderen Themen?«, habe ihre Mutter sie gefragt, weil sie sich beruflich und ehrenamtlich mit Sterben und mit dem Tod beschäftige. Doch, die habe sie.

Sterbende ins Bad geschoben

In ihrer Kindheit und Jugend in der DDR habe sie wenig Kontakt mit Sterben und Tod gehabt, sagt Helmling. Sie blickt auf ihre beruflichen Anfänge in einem DDR-Krankenhaus zurück. »Vor vierzig Jahren ist man anders gestorben als heute.« Man habe nicht auf die Menschen geschaut, die Sterbenden seien »ins Bad geschoben worden«. Als sie 1990 in ein Bad Homburger Altenheim wechselte, habe sie gesehen, wie anders – würdevoller – dort mit dem Tod umgegangen wurde. Nach der Zeit im Altenheim war sie lange an einer Unfallklinik, ehe sie wieder in ein Altenheim ging. Dort werde viel gestorben, weswegen sie mehr über den Umgang mit Menschen am Lebensende lernen wollte und sich zur Palliativfachkraft habe ausbilden lassen.

Die letzte Lebensphase beginne, wenn die Menschen sich zurückziehen, weniger essen, über den Tod oder das Ende sprechen, so Helmling, die die Menschen in dieser Situation beobachtet, um herauszufinden, was jedem von ihnen in dieser Phase gut tut oder was er braucht. »Man kann mit wenig viel erreichen«, sagt sie. Manchmal sei es auch nur ein Eis oder auch ein Schnitzel, das der Mensch essen möchte. »Jeder sucht seinen Weg, bis er loslässt.« Sie ist überzeugt: »Wer selbstbestimmt lebt, will auch selbstbestimmt sterben.«

Autorin und Foto: Christiane Kauer

Bildunterschrift:

Infopunkt: In der Pause informieren sich Zuhörerinnen und Zuhörer am Büchertisch der Bibliothek