Der Tochter Fotos online senden

Die digitale Welt entwickelt sich in enormem Tempo, das gerade älteren Menschen Probleme bereiten kann. Die Bad Vilbeler Nachbarschaftshilfe möchte dem entgegenwirken und bot einen entsprechenden Kurs an – mit großartigen Ergebnissen.

FNP: Zu den „Digital Natives“ zählen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die seit frühester Kindheit mit Computern, Handys oder Tablets zu tun haben. Auf der anderen Seite stehen die „Digital Immigrants“, Menschen, die vor 1980 geboren sind, und deshalb erst im späteren Alter mit digitaler Technik in Berührung kamen. „Bisher habe ich mich einfach davon fern gehalten“, erzählt Karin Koch. Die Vilbelerin hat acht Wochen lang die Seminarabende der Nachbarschaftshilfe besucht und kann sich nun viel besser auf einem Tablet, das sie in der Hand hält, zurechtfinden. „Ich hatte immer Angst, dass ich etwas versehentlich lösche, jetzt traue ich mich da aber ran. Der Kurs hat mir viel beigebracht und die Berührungsängste abgebaut.“

Einen guten Überblick über Tablets, Smartphones und Laptops haben ihr die wöchentlichen Treffen verschafft und vor allem auch die Grundlagen der Bedienung beigebracht. „Ich werde mir jetzt definitiv ein Smartphone zulegen.“ Auf einem Block hat sich Karin Koch alle Tipps und Anleitungen aufgeschrieben, die sie im Kurs erhalten hat. „Das ist schon toll. Meine Tochter lebt in Hamburg, und wir haben bisher kurz eine SMS geschrieben oder telefoniert“, fährt sie fort. „Jetzt kann ich ihr eben auch mal ein Foto schicken“, freut sie sich. Die eine oder andere Hilfestellung werde ihr Mann noch leisten können, der kenne sich mit digitaler Technik gut aus. „Auch solche alltäglichen Dinge, wie die Fahrpläne von Bahnen und Bussen online anzuschauen, ist eine große Hilfe.“

Die Damen, die rund um Karin Koch an dem großen Tisch in der Seniorenresidenz Quellenhof sitzen, pflichten ihr bei. „Ich werde mir ein Tablet kaufen. Das ist praktisch, wenn man auf der Couch sitzt und man nicht extra den Computer hochfahren möchte, um nur kurz etwas online zu erledigen“, berichtet eine der Frauen. „Ich kann wirklich sagen, dass mir das sehr geholfen hat. Gerade auch, um Berührungsängste abzubauen.“ Zudem habe die Gruppe bei den Treffen eine Menge Spaß gehabt. Und diesen verdanken die Senioren nicht nur ihrem eigenen Arbeitseifer, sondern auch dem Ehepaar Kreuzer, die zum Abschluss dieser letzten gemeinsamen Sitzung Wein und Blumen von den Teilnehmern erhalten.Susanne Kreuzer ist aktives Mitglied der Nachbarschaftshilfe und hat bis vor Kurzem noch gearbeitet. An ihrem Arbeitsplatz habe sie seit Jahren mit allen möglichen technischen Geräten gearbeitet und kenne sich deshalb gut aus, erzählt sie.

Teilnehmer hatten viel Spaß

„Am Anfang habe ich gemerkt, dass das Niveau weit auseinander geht. Viele der Teilnehmer kannten sich schon ein bisschen aus oder mit einem speziellen Gerät. Deshalb kam mein Mann dazu, damit wir die Gruppe etwas besser aufteilen können“, sagt Kreuzer. Auch Hannelore Lotz, Vize-Vorsitzende der Nachbarschaftshilfe, ist mit dem Ergebnis des Kurses sehr zufrieden. „Ich bekomme häufig mit, dass Leute sich vor den Geräten etwas fürchten. So kam diese Idee“, erinnert sie sich. Und tatsächlich: „Es haben sich so viele Leute angemeldet, dass wir eine Warteliste starten mussten. Denn wir hatten nur zwölf Tablets.“ Die Stiftung Digitale Chancen und Telefónica Deutschland hätten die Geräte zu Ausbildungszwecken gestiftet. „Diese müssen wir nun wieder zurückschicken“, sagt Lotz. Aufgrund der Nachfrage und des Erfolgs würde die Nachbarschaftshilfe den Kurs gerne wiederholen – vielleicht im nächsten Jahr.

Die Bad Vilbeler Nachbarschaftshilfe bietet Smartphone-Sprechstunden an. Hier helfen Mitglieder des Vereins an jedem zweiten Donnerstag bei allen Fragen rund um die Geräte. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, und das Angebot ist kostenlos.

FNP nma

Text + Foto Von Niklas Mag